10. Juli bis zum 31. Juli

Schaufensterausstellung: 10. Juli bis zum 31. Juli: ATHEROM Sarah Wegner

Wir danken dem Kulturamt der Stadt Kassel
Das Atherom will nichts. Es existiert still vor sich hin.

Es ist abgekapselt, weil ihm der Ausgang an die Oberfläche verschlossen wurde. Der Körper hat es von seinem restlichen Gewebe getrennt. Seine isolierte Existenz wird nur durch eine Erhebung der Haut, vielleicht eine Rötung sichtbar.

Gelegentlich möchte das Atherom jedoch mehr Aufmerksamkeit, möchte aus seiner Umgebung herausbrechen, nicht länger eingesperrt sein. Es wird rot, heiß, entzündlich und letzten Endes, weil von seiner Umgebung als störend empfunden, operativ entfernt. In den letzten Wochen waren und sind viele Menschen oder ganze Haushalte sinnbildliche Atherome, sind abgekapselt, können nicht heraus. Auch wenn es schmerzhaft und schwer auszuhalten ist, drohen bei Entzündung Konsequenzen. Für viele Menschen ist das Gefühl der Isolation, des Abgekapselt-Seins keine Unbekannte.

Andersartigkeit vermittelt bekommen; sich nicht frei ausdrücken zu können, ohne Angst zu haben; als krankhaft oder unnatürlich bezeichnet werden; angeekelte Blicke; Fetischisierung; gemieden werden.
Es brodelt im Inneren. Unter Verschluss halten ist schmerzhaft. Innere Flucht und Emigration ist einsam. Eine Entzündung die nur eine solche ist, weil andere Menschen sie pathologisieren. Eigentlich ist sie Teil des Selbst und will an die Oberfläche. Sie wird zum Rückzug gezwungen.

Atherom ist als medizinischer Begriff neutral. Er beschreibt einen Zustand, eventuell einen Handlungsbedarf. Eine negative oder gar abstoßende Deutung kommt ihr nur subjektiv durch Menschen zu.

Linda J. Knop _ Juni 2020
kunstbalkon
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