Sieben Fragen an Margrit Gehrhus

1. Wie und warum bist Du Künstlerin geworden?

Auf Umwegen, obwohl ich schon als Kind den Wunsch hatte, einmal Künstlerin zu werden.

Kunst gibt mir die Möglichkeit, „Welt“ zu verstehen.

Kunst gibt mir die Möglichkeit, Realität aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und mit meinen Mitteln ins Medium der Zeichnung oder der Malerei zu übersetzen.
Knetgummikopf mit Ausschnitt, 1967
2. Gibt es ein Kunstwerk, eine Ausstellung, einen Künstler oder eine Künstlerin, die für Dich von besonderer Bedeutung ist?

Mit Zwölf wurde Maria Sybilla Merian für mich zum Vorbild. Sie verband naturwissenschaftliche Forschung, Kunst und Expeditionen in den Dschungel und ließ sich durch gesellschaftliche Widerstände in ihrer Arbeit nicht beirren.

Die Bedeutung, die Künstler oder Ausstellungen für mich haben, hängt davon ab, mit welchen Themen ich mich gerade beschäftige. Zum Beispiel interessiert mich die Malerei von Caravaggio, seine Darstellung von Haut, im Zusammenhang mit meinen Arbeiten zu Haut- und Fleischfarben.
Aus der Serie "Dendrologische Fragmente" #166, 2010, Tinte/Papier, 10,5 x 15 cm
3. Denkst Du viel über Kunst nach? Was bedeutet das für Deine Arbeit

Ich denke über Kunst nach und über viele andere Themen, beleuchte sie von verschiedenen Seiten aus der Perspektive der Künstlerin. Mein Arbeiten in Serien ist der Versuch, Erkenntnisse zu gewinnen.

Um es mit einem Satz von Hannah Arendt zu beschreiben: „Verstehen ist nicht-endend und kann daher keine Endergebnisse hervorbringen; ...“
Aus der Serie „Anatomische Arabesken“,2001, Acryl/Leinwand, 100 x 70 cm
4. Hat Kunst einen Auftrag, einen Zweck, ein Ziel? Zum Beispiel gesellschaftlicher oder politischer Art?

Die Kunst hat ihren eigenen Sinn und ist wunderbar nutzlos, aber zeigt gesellschaftliche Wirklichkeit auf.
Aus der Serie "Geschwader" #06, 2003, Öl/Papier, 30 x 40 cm
5. Gibt es gute Kunst oder ist das alles bloß "subjektiv"?

Eine Frage, über die viel gestritten wird und über die man sich streiten muss.

Bei der Betrachtung und Bewertung von Kunst spielt das subjektive Moment eine Rolle. Ich finde es wichtig, das zu reflektieren.

Aber es ist nur ein Moment. Befrage ich das Kunstwerk nach seinen Voraussetzungen, Hintergrund, dem Kontext, in dem es entstanden ist, wie es gemacht ist, etc., bin ich eher in der Lage mir ein „Bild“ zu machen.
Aus der Serie „Eintags?Fliegen“ #04, Tusche/Acryl/Holzwerkstoff
6. "Ich kenne kein Weekend" heißt es bei Joseph Beuys. Hast Du manchmal "kunstfrei"?

Wenn ich es mir aussuchen kann, selten.
Aus der Serie „Gewölk“ #M002, 2015, Öl/Hartfaser, 20 x 30 cm
7. Was wärst Du geworden, wenn Du keine Künstlerin geworden wärst?

Möglicherweise Farnforscherin, aber sicher ist das nicht.
Aus der Serie „Dschungel“ Farn, 2019, Kohle/Papier, 2