Sieben Fragen an Judit Rozsas

1. Wie und warum bist Du Künstlerin geworden?

„Sie ist mit dem Bleistift geboren.“, so der Satz meiner Eltern.

Ich habe immer gezeichnet, gemalt und getanzt.

Das Talent zum Zeichnen und Malen erbte ich von meinem Großvater vaterseits. Er war Malermeister und arbeitete später in einer Theaterwerkstatt. Seine Tochter, meine Tante, ist Künstlerin. Immer, wenn sie bei meinen Großeltern zu Besuch kam, wollte ich malen: mit Temperafarben auf Palette. Bei meinem Vater, der Maschinenbauingenieur geworden ist, faszinierten mich seine naturalistisch gezeichneten Kindheitsbilder von Kriegsflugzeugen und räumlich dargestellten Motorenansichten. Das war noch in der ehemaligen Tschechoslowakei. Ich war noch nicht 10 Jahre alt.

Ich wusste, dass ich etwas mit Kunst machen möchte.
2. Gibt es ein Kunstwerk, eine Ausstellung, einen Künstler oder eine Künstlerin, die für Dich von besonderer Bedeutung ist?

Wechselt immer wieder, in der Pubertät die Surrealisten, dann die Impressionisten. Im Kunststudium z.B. die alten Meister, Marlene Dumas, Eric Fischl, Jerry Zeniuk, Edward Hopper und später auch die Kasseler Malerinnen und Maler, wie Gudrun Emmert, Mathias Weis, …
3. Denkst Du viel über Kunst nach? Was bedeutet das für Deine Arbeit

Fast immer. Mal erblicke ich bestimmte Farben, Lichtreflexe oder Beleuchtungen. Dieses möchte ich festhalten. Auch findet die Wahrnehmung über den Körper statt. Ich beobachte meine Bewegungsabläufe oder den Rhythmus einer Landschaft, die beim Gehen oder Fahren an mir vorbeistreift. Das fließt in die Bildkompositionen hinein.

Bewusst oder unbewusst mündet das alles in meine Arbeit ein und regt im Prozess ein Nachdenken darüber an. Ich trete in den Dialog mit meiner Arbeit.
4. Hat Kunst einen Auftrag, einen Zweck, ein Ziel? Zum Beispiel gesellschaftlicher oder politischer Art?

Ja und nein, je nach künstlerischer Arbeit. Bei meiner Malerei geht es um das aufmerksame Sehen, der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und das Auflösen der malerischen Gesetzmäßigkeiten. Ich möchte Spannungen aufbauen, erstelle künstlich ein Problem, das ich malerisch zu lösen suche. Im Prozess nähere ich mich einem Glücksgefühl, das beim „fertig-gestellten“ Bild zum Höhepunkt kommen kann. Es ist wie ein Verliebtsein und ich hüpfe vor Freude.
5. Gibt es gute Kunst oder ist das alles bloß "subjektiv"?

Gute und schlechte Kunst wird unter dem subjektiven Aspekt betrachtet. Scheinbar objektiv gesehen kann Kunst zu „guter“ oder „schlechter“ deklariert werden durch Kontext, Kulturverständnis, Geschichte und einem kollektiven Urteil.

Und wenn ich bei einem „fertig-gestellten“ Bild vor Freude hüpfe, dann ist es ein gutes Bild.
6. "Ich kenne kein Weekend" heißt es bei Joseph Beuys. Hast Du manchmal "kunstfrei"?

Wenn der Brotjob viel Zeit abverlangt, habe ich nur am Weekend Zeit für die Kunst.
7. Was wärst Du geworden, wenn Du keine Künstlerin geworden wärst?

Tänzerin.