August 2024: Anna Hoffmann

„Marsyas“

Der Satyr Marsyas maßt sich an, mit seiner Flöte musikalisch wohlklingender zu spielen als der Gott Apoll mit Kithara und Gesang. In einem Wettstreit messen sich beide. Der göttliche Apoll entscheidet den Wettstreit für sich und häutet Marsyas zur Strafe.

Der Fokus meiner künstlerischen Arbeit liegt nicht auf dem Prozess der Tat und der Verurteilung, die in der griechischen Sage beschrieben wird, sondern einzig auf der Strafe selbst, also der Häutung des Marsyas durch Apoll.

Ziel war es, die sich lösende Haut vom Körper wie eine Lösung einer Schutzhaut von einem Organismus darzustellen, gleich einer Membranentfernung von einer Zelle oder einer Entfernung der Ozonschicht von der Erde. Die gelöste Haut bildet nicht mehr eine genaue Form des darunterliegenden Körpers ab, sondern sie wölbt sich nun nach oben und scheint, wie eines dieser Spielzeuge namens Gummi-Plopper, die man auf rechts dreht und auf den Boden legt, gleich in die Höhe zu springen, um den physikalisch aufgewendeten Umwölbungsprozess energetisch auszugleichen.

Marsyas erfährt eine Umstülpung, gerechtfertigt oder nicht, die ihm ermöglicht, sich in Allem zu ergießen. Sein Blut fließt in einen Fluss, sein Inneres wird zum Äußeren und seine Einzelteile werden Eins mit dem Umraum, mit der Welt, mit dem Kosmos.