Neu im kunstbalkon: Aliaa Abou Khaddour

Der Kunstbalkon wurde Ende der 1980er Jahre gegründet und ist in wechselnden Besetzungen eine der ältesten Produzentengalerien Kassels. Bisher gehörten zum Kunstbalkon: Sabine Stange, Anna Hoffmann, Marco Di Carlo, Judit Rozsas, Margrit Gehrhus, Maja Oschmann, Jörn P. Budesheim, Gerhild Werner, Markus Stein, Christiane Hamacher und Ruth Lahrmann. Wir freuen uns, dass Aliaa Abou Khaddour im Herbst 2020 die Einladung, unser Team zu bereichern, angenommen hat!

Aliaa Abou Khaddour wurde 1978 in Damaskus Syrien geboren und lebt und arbeitet mittlerweile seit 2012 in Kassel. In Kassel und darüber hinaus hat sie sich einen Namen als Zeichnerin und Illustratorin gemacht. Für die documenta 14 hat Aliaa als „Chorus member“ gearbeitet. In Damaskus hat sie Kunst mit einem Schwerpunkt auf Architektur studiert. In einem Interview mit Kunst und Kaviar beschreibt sie ihren Weg nach Kassel so:

„Aliaa: Ich habe Kunst empirisch und theoretisch in Damaskus studiert, mit dem Schwerpunkt auf Architektur. Das Interesse an Kunst entwickelte ich schon sehr früh. Mein Vater war ein Schriftsteller und ist sehr kunstaffin. Meine Eltern sind sehr intellektuell und haben beide Philosophie und Sozialwissenschaften studiert. Wir hatten zu Hause sehr viele Bücher, sodass man den Eindruck hatte in einer Bibliothek zu sein. Wir waren immer diese besondere Familie in der Kunst und Kultur, Museen und Ausflüge immer eine wichtige Rolle spielten. So habe ich gelernt Kunst sehr zu schätzen. Ich habe den Schwerpunkt Architektur mit Bestnoten abgeschlossen und sogar an der Uni unterrichtet, aber es fehlte immer etwas. Im Grunde wollte ich nur meine Familie glücklich machen und etwas „Vernünftiges“ machen, anstatt von bildender Kunst zu leben. So habe ich mich eine Zeit lang nur auf Innenarchitektur fokussiert bis ich ein Stipendium bekam und nach Deutschland reisen konnte.

Kunst und Kaviar: Und wie ging Dein Weg in Deutschland weiter?

Aliaa: Mein Ticket war eine Doktorarbeit, die ich hier schreiben sollte, aber es gab natürlich Hindernisse. Ich musste mit 26 eine neue Sprache lernen und gleichzeitig eine wissenschaftliche Arbeit schreiben. Ich habe sehr intensiv studiert und habe einen tollen Mentor gehabt, der mir sehr viel beigebracht hat. Kurz vor der Beendigung ist mein Doktorvater leider gestorben. Dann war ich schwanger und habe beschlossen dieses Projekt abzubrechen. Das Thema war veraltet und ich wollte zu dem zurückkehren, was ich am liebsten mache: der Kunst. Ich wollte etwas schaffen. Das war 2015 und 2012 war ich nach Kassel gezogen.“

(Hier gehts zum ganzen Interview)